Gemischtes

Neulich beim Zahnarzt

Ähnlich beliebt wie Neujahrsansprachen der Kanzlerin, Prostatavorsorgen oder Sky-Übertragungen mit dem nervtötenden Gequatsche von Marcel Reif sind Zahnarztbesuche nach längerer selbstverordneter Abstinenz. Vor allem dann, wenn man in der schon einige Jährchen zurückliegenden Pubertät ein wenig „geschlampt“ hat und die Zahnhygiene nicht wirklich zu den vordinglichsten Aufgaben zählte. Sich dann zu wundern, dass sich der gesamte Mund voller Kronen, Brücken und Stiftzähne befindet ist so, als ob  sich Daniela Katzenberger darüber echauffieren würde, dass man sie auf ihre zwei Höcker reduzieren würde. Eine Implantatbehandlung mitsamt der kieferorthopädischen Feinmechanik schiebt man daher ebenso gern vor sich her wie den Besuch bei den Schwiegereltern oder ein Abendessen mit Wladimir Putin. Schon das unselige Bemühen mit der gefühlt 30 Jahren jüngeren Zahnarzthelferin zu flirten ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Gibt man kurz vor der eigentlichen Behandlung noch den starken Mann, so lässt einen schon der Anblick der diversen Folterinstrumente, fein säuberlich aufgereiht auf einem Extratisch und steril präpariert, zusammenzucken angesichts der drohenden Tortur. Der eigentliche Eingriff ist hingegen ein Witz. Man bekommt den Kiefer aufgeflext und Metallstifte werden mit einer Art Drehmomentschlüssel fixiert und nach gut einer Stunde kann man schon wieder der Praktikantin auf den Hintern glotzen. Ois easy, wie der Bayer sagen würde. Das eigentliche Problem ist die Nachbehandlung. Man wird frühzeitig freundlichst darauf hingewiesen, der anstehenden Schwellung mit Kühlung entgegenzuwirken. Wenn man glaubt, aus Faulheit darauf verzichten zu können muss man damit rechnen, am nächsten Tag völlig entstellt auszusehen und ein ähnlich breites Gesicht wie Uwe Seeler zu haben. Damit nicht genug: Im Anschluss entsteht ein Bluterguss, der aus jedem halbwegs ansehnlichen Konterfei eine Fratze macht, die an ein Mike Tyson Opfer oder das Phantom der Oper erinnert. Es ist auch nicht witzig, jeden Tag zehnmal zu erzählen, dass man so nicht von der eigenen Ehefrau entstellt wurde, sondern die Ursachen in der eigenen Indifferenz und Faulheit lagen. Bei soviel Frust hilft eigentlich nur Alkohol. Wer dabei besonders geschickt ist benutzt einen Strohhalm, um das schädliche Sekret - bestehend aus Hopfen und Malz - nicht direkt auf den Entzündungsherd zu bewegen, sondern an der  Wundstelle großräumig vorbeizuleiten. Das Gelächter selbst ansonsten eher minderbemitttelter Schüler ist einem bei solch einer Aktion sicher: „Wussten Sie nicht, dass das auch mit Strohhalm in den Blutkreislauf kommt!“ oder „So kann das Antibiotikum doch gar nicht wirken!“ Äußerlich und nun auch psychisch einem geprügelten Hund ähnlich schleicht man nach hause und hat wieder fürs Leben gelernt: Morgens Aronal - abends Elmex!

Zum Nachdenken

Unfassbar schrieb mir eine Freundin vor einigen Tagen in meiner What’s app Gruppe. Alle stimmten sofort zu. Tatsächlich unfassbar. Gemeint war der Flugzeugabsturz einer deutschen Maschine über den Alpen. Welch Tragödie für die Angehörigen, welch unbeschreiblicher Schmerz, welch Schicksal für 150 Menschen kurz vor dem Fest der Auferstehung. Auch wenn ich zum Widerspruch reizen würde war mir dennoch klar, dass ich widersprechen musste. Auch wenn die Ursache mittlerweile klar ist, so sollte man dennoch mal drüber nachdenken, mit welcher Nonchalance wir alles als gegeben hinnehmen und als völlig normal erachten.

 

Unfassbar finde ich immer noch, dass jeden Tag 99,999 % aller Flugzeuge ihr Ziel erreichen. Mit welcher Selbstverständlichkeit wir jedes Jahr mehrfach in 70 Tonnen Stahl steigen und wir es jedes Mal als völlig normal empfinden, heile an der Urlaubsdestination wieder auszusteigen, das finde ich unfassbar.

 

Ein Flugzeug ist im Grunde eines der komplexesten technischen Systeme unserer Zeit. Mit bis zu 1000 km/h fliegt man 10 Kilometer hoch durch das Dunkel der Nacht, durch Nebel, Stürme, Wetterunbill, oft viele Stunden über dem Meer. Wir setzen uns in eine schmale Röhre, umgeben von hunderten Kilometern Kabeln und tausenden Schaltern, elektronischen Bauteilen und Messinstrumenten. Die Piloten sitzen durch ein kleines Fenster getrennt von der Unendlichkeit des Raumes, eine kleine Schraube würde bei der Geschwindigkeit schon reichen, beim Aufprall, alles zunichte zu machen.

 

Wer weiß, wie oft Autos am Straßenrand stehen, man selbst Computerprobleme hat oder der Drucker im heimischen Arbeitszimmer mit seinen drei Hauptfunktionen bockt, der wundert sich, dass Millionen Passagiere manchmal jahrelang sicher durch die Luft befördert werden, ohne dass wir von irgendwelchen Unfällen auf diesem Planeten Kenntnis nehmen.

 

Für mich bleibt es ein Wunder, dass im Grunde praktisch nichts passiert und das Besteigen der häuslichen Treppenleiter unendlich viel gefährlicher für Leib und Leben scheint als die Buchung eines Interkontinentalfluges. Wir haben uns daran gewöhnt, dass nichts passiert. Sind wir jemals dankbar dafür gewesen? Wir sollten es aber sein, denn Leben bedeutet mehr als dem eigenen Hedonismus fröhnen und alles gedankenverloren als normal zu betrachten.

 

Vielleicht würde uns allen ein bißchen Demut zuweilen schon gut zu Gesicht stehen. Für uns ist das absolut sichere Starten und Landen zu einer Selbstverständlichkeit gewor-den, doch das Leben bleibt vom ersten Atemzug bis zum Aushauchen des Lebensodems ein Vabanquespiel, aller Technik und allen Größenwahns zum Trotz. Ich nehme es jedes Mal als Geschenk hin, dass ich quasi aus dem Weltraum kommend wieder mit traum-wandlerischer Sicherheit zu Boden gleiten darf.

 

Ich habe immer einen Rosenkranz mit im Flugzeug, mein Leben gebe ich schließlich in fremde Hände, bedingungslos. Warum jemand einen solchen Suizid ausübt bleibt unklar und kein Psychologe und kein Traumatologe dieser Welt wird uns in irgendeiner Talk-show die letzten Geheimnisse unserer Existenz erläutern können.

 

So ein Unglück macht demütig und führt uns war Augen, was wir sind. Ein Grashalm im Wind. Das Leben ist ein Gottesgeschenk. Wir sollten unendlich dankbar dafür sein. 

Männer in der Mitte des Lebens

Was ist schlimmer als der Klimawandel und das Imperialstreben egomaner Autokraten? Männer in der Midlife-crisis oder betrunkene Frauen beim Junggesellinnenabschied? Die Frage ist schwer zu beantworten, schließlich gehören beide Gruppen definitiv vom Ethikrat verboten und auf die Liste der ultimativen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesetzt.

 

Männer in der Midlife crisis sind eine Zumutung für die Umgebung. Eine österliche Exkursion in den Süden Europas bestätigt wieder einmal sämtliche Vorurteile gegen das eindeutig primitivere der beiden Geschlechter. Um elf Uhr trifft man sich an der Hotelbar, um die ersten Drinks zu ordern. Die Gespräche drehen sich immer wieder um dieselben Themen und vermeintlichen Heldentaten der Jugend. Würden die Ehefrauen der Reisenden nur einige Minuten den anzüglichen Tiraden der Pauschalreisenden lauschen, so würde aus manch voreilig geschlossenem Ehegelübde ein ad hoc vom Zaune gerissener jahrelanger Scheidungskrieg mit allem, was dazugehört.

 

Auf den Zimmern der übliche Anblick männlicher Regression ohne den maßregelnden Kommandoton des weiblichen Ehegatten. Barthaare im Waschbecken, Zahnpasta im gesamten Sanitärbereich, nichtausgepackte Koffer, Zeitschriften mit eher nichtaka-demischer Themenpalette sowie eine Unordnung, die jedes Zimmerdurcheinander einer 13-jährigen Teenagerin zu übertreffen vermag.

 

Können Frauen mehrere Hundert Paar Schuhe ihr eigen nennen, so schaffen Männer es über Stunden, hinter jeder weiblichen Bedienung herzuschauen und über deren körper-liche Vorzüge und kleinere Schwächen in einer Sprache zu philosophieren, gegen den das auf Berliner Schulhöfen gepflegte Kanak wie Balladen von Schiller oder Hölderlin zu klingen vermögen. Wie Krokodile liegen die „Alten Herren“ im hoteleigenen Pool, um ab und zu einen der wenigen Blicke auf freigelegte weibliche Körperfläche zu erhaschen.

 

Verbrachte man vor Jahren noch Stunden damit, dem ureigenen Spieltrieb beim Tisch-tennis, Fussball oder Bocchia nachzukommen, so sind derlei sportliche Aktivitäten den Mitvierzigern nicht mehr zuzumuten. Dafür ist man nun in der Lage über Stunden Gin Tonic zu ordern und die übrigen Hotelgäste, zumeist Familien mit Kindern, die mit ihren Beiträgen die Auswüchse der pauschalreisenden All-inklusive Proleten sponsern, mit überlauter Musik übelster Art zu malträtieren.

 

Allerdings sind altersbedingte Ausfälle und Kollateralschäden häufiger als dies in früheren Jahren der Fall war. Jungs, die vor nicht einmal zwei Jahrzehnten in der Lage waren, eine ganze Kiste Bier alleine zu „verhaften“, brauchen nun mehr Ruhepausen als südamerikanische Faultiere in der postkoitalen Schlafstarre und die nachmittägliche Siesta kann schon einmal bis spät in die Abendstunden dauern.

Angesichts der vielen körperlichen Gebrechen der Kombattanten sollte man überlegen, beim nächsten Trip ein Hotel mit geriatrischer Tagespflege oder Rehabilitation zu ordern.

 

Auch das abendliche Aufschlagen in den Diskotheken vor Ort wird zum Schaulaufen der Eitelkeiten. Erbärmlich mitansehen zu müssen, wie Männer über vierzig ihre Körper an halb so alten Damen reiben und verzweifelt versuchen, das Rad der Zeit zurückzu-drehen. Hat einer der verzweifelten Jäger wider Erwarten Erfolg beim postpubertären Balzgehabe, so kostet er den Erfolg im Gegenwart der übrigen „Ringträger“ genüsslich aus und strahlt selbst beim morgendlichen Frühstücksbuffet noch wie der DFB-Chef nach dem Outing eines Fussballnationalspielers.

 

Am Buffet das gleiche Spiel wie bei den Fressorgien, die man sonst nur aus Kreuzfahrten kennt. Vollgepackte Teller mit Fleischbergen; nichts kulinarisches, was daran erinnern könnte, der eigenen Wohlerhaltung zu dienen oder ansatzweise mit den ambitionierten Klimazielen der UN zu vereinbaren wäre. Der Mann ist in der Evolution mit Ausnahme des aufrechten Ganges noch nicht besonders weit gekommen, könnte man meinen.

 

Zuhause holt die privat als auch beruflich mehr oder weniger Gescheiterten schneller der Ehealltag ein als ihnen lieb ist. Babyschwimmen, Elternabende, nervenzerfetzende Diskussionen, warum man in nur drei Tagen das Haushaltsbudget des gesamten Monats verbraten hat sowie vorösterliche Askese in allen für Männer wichtigen Bereichen. Zuhause werden wieder kleinere Brötchen gebacken. Wie sagte Napoleon noch: „Die Ehe ist der einzige Krieg, den man durch Rückzug gewinnt!“

St Martin ritt durch Schnee und Wind...

Frauenquote, Ganztagsschule, Glühbirnenwahnsinn, Schwulenehe, Klimahysterie!

Was kommt als nächstes? Richtig geraten: Der Typ mit dem Gaul und dem komischen Mantel soll abgeschafft werden!

Als hätte die Kirche nicht schon genug Ärger mit ihrem spendierfreudigen Boden-personal, so will man ihr jetzt auch noch an die Feiertage ran und die Heiligen miesmachen. Ein Linken-Politiker aus Münster hat tatsächlich gefordert, aus dem zu christlich angehauchten St. Martin ein allgemeines „Lichter- oder Teilen-Fest“ zu machen. Dass die Deutschen ihr Geld schon mit halb Europa „teilen“ ist dem vorwitzigen Altkommunisten wohl nicht so wirklich aufgefallen bisher. Von Lichtern zu Armleuchtern ist es im übrigen auch nicht mehr besonders weit.

 

Also weg mit den albernen Liedern und dem Laternengedöns, an dem sich alleiner-ziehende KindergärtnerInnen, sorry Erzieherinnen, seit den Sommerferien in mühsamer Bastelei mitsamt der bunten Kinderschar abarbeiten. Der Grund für die Umbenennung ist klar: Wegen Diskriminierung und so! Könnte ja schließlich sein, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund eine zu große Dosis „Christliches Abendland“ einfangen und sich dann posttraumatisch geschädigt irgendwie marginalisiert fühlen könnten im ehemals großen Land der Dichter und Denker.

 

Die neue Leitkultur sieht dann wohl anders aus: Zwangsbeschneidung für die männlich katholische Landjugend, Burkas für Germany’s next Topmodels und der heimische Küster wird morgens mit lautem Getöse vom Glockenturm die Gläubigen zum Gebet rufen? Auch die Weihnachtsgans steht auf dem Prüfstand. Stattdessen ist Börek oder Döner angesagt, vom Hammel versteht sich, fachmännisch geschächtet und ausgeweidet, mit dem Krummsäbel Richtung Osten natürlich.

 

Allerdings sollten wir selbst mal halblang machen und nicht ständig über jene meckern, die von Sonnenaufgang bis Untergang während der Fastenzeit nix auf die Gabel kriegen. Befragt man deutsche Jugendliche auf der Straße nach dem Sinn des Weihnachtsfests, so kann man bei einigen durchaus glauben, dass die Leute Reli direkt nach dem Kitabesuch abgewählt haben und vor dem Auspacken der Kommuniongeschenke zum letzten Mal eine Kirche samt Pfaffen live gesehen haben.

Am einfachsten wäre es - wenn uns Deutschen Religion schon so auf die Nuss geht - die Feiertage ganz zu streichen und die Kirche komplett abzuschaffen. Dann geben wir schließlich keine Kohle mehr für irgendwelche Schildbürgerstreiche in Limburg aus und könnten 5-10 Tage mehr arbeiten pro Jahr, je nach Bundesland. Das BIP würde steigen und wir hätten alle mehr Geld für die wichtigen Dinge des Lebens – Kunst zum Beispiel.

 

A propos! War gestern auf dem Dachboden unterwegs und habe mal nachgeschaut ob sich dort oben noch ein paar verstaubte Ernsts, Chagalls, Klees, Spitzwegs oder sonstiges Kulturgut verbirgt. 1000 Exponate wie auf dem Speicher in München müssten es gar nicht sein. Zwei oder drei würden schon reichen, um dem Chef die Klamotten auf den Tisch zu knallen und gefühlte 25 Sabbatjahre einzureichen. Einziger Fund waren jedoch Mathearbeitshefte aus Klasse 10 mit - sagen wir mal - gemischten Resultaten, peinliche Liebesbriefkorrespondenzen mit der Ex sowie vergilbte Playboy Ausgaben aus den 80ern. Nichts was nach „entarteter Kunst“ und viel Kohle aussieht und meinen Vorruhestand vorzeitig einläuten könnte-leider. Entartete Kunst? Bisher dachte ich immer, das seien Mario Barth, Lady Gaga und Florian Slbereisen!

Auf Klassenfahrt

Fragt man Kollegen, ob sie an einer Klassenfahrt teilnehmen möchten, so gibt es zwei Möglichkeiten. Einige winken sofort ab, da sie um den bevorstehenden Schlafentzug wissen, andere willigen sofort ein; schließlich ist die Aussicht auf eine weitere Woche Sonderurlaub verlockender als der Verbleib in der Lehranstalt.

 

Es beginnt damit, den Busfahrer willkommen zu heißen. Dabei kann man viel Glück oder auch eine ganze Menge Pech haben. Entweder er ist ein reaktionärer, verkappter Hauptfeldwebel mit Kasernenhofton oder ein weichgespülter Clown, der sich „der Manni“ nennt und sich dann wundert, wenn Schüler direkt nach Passieren des Ortsausgangsschildes rufen: „Ey Manni, mach mal die Mucke lauter“!

 

Die Verteilung der Schüler im Bus ist seit gefühlten 500 Jahren gleich. Je schlechter die Zeugnisnoten, desto weiter entfernt sitzen die Schüler vom Lehrkörper-welch cooler Ausdruck-entfernt! Kaum hat der Fahrer den zweiten Gang eingelegt und 50 pubertierende Halbwilde ihre Plätze eingenommen, so dröhnt aus den letzten Reihen aus völlig überdimensionierten Ghettoblustern Jay Z oder Mickey Krause mit: „Sie hat nur noch Schuhe an!“ Auf den Autohöfen strömen Schüler wahlweise zum Rauchen ins Unterholz oder zielsicher zum „Schotten“. Bei Mc Donalds kann der Fahrer ebenfalls frei essen, da man ihm zugute hält, dass er mit jeder Busladung weitere Euronoten in die ohnehin prall gefüllten Kassen spült und jedwede Gesundheitsprophylaxe aus aufwändigen Schulprojekten mit seinem unmoralischen Verhalten konterkariert.

 

Die Zimmerverteilung in den Bungalows vor Ort könnte auch im Big Brother Container kaum hysterischer verlaufen. Typische Mobbingopfer, die keiner im Apartment haben möchte, in einer Gruppe cooler Jungs mit Baseballcap und trendigen Sneakern unterzu-bringen ist weitaus schwieriger als die Verteidigung Birgit Zschäpes vor dem NSU-Untersuchungsausschuss. Zickigkeiten rivalisierender Clans 15-jähriger Britney Spears Verschnitte zu schlichten ist ebenso ambitioniert wie die  Ergatterung eines Modelver-trages für die Kanzlerin.

 

Es ist eine Chimäre zu glauben, dass auf Klassenfahrten alle ständig betrunken sind und wilde Orgien gefeiert werden. Alkoholexzesse sowie zwischenmenschliche Annähe-rungsversuche finden in der Regel lediglich beim begleitenden Lehrkörper statt. Schüler verbringen die Nächte zumeist zu zehnt in den viel zu engen Betten. Die von Nichtpäda-gogen häufig geäußerten Vermutungen über mögliche Schwangerschaften sind angesichts dieser Anordnung eher unwahrscheinlich.

 

Bei den gemeinsamen Unternehmungen ist das morgendliche Durchzählen im Bus von besonderer Herausforderung. Gerade nach durchzechter Nacht sollte man lediglich die wenigen unbesetzten Leerstellen im Bus zählen. Dauert weniger lang und ist einfacher, man braucht jedoch Jahre als Pädagoge, dies zu kapieren.

 

Kulturelle Highlights in Großstädten sollte man Schülern nicht unbedingt zumuten. Die Enttäuschung auf Lehrerseite ob soviel zur Schau gestellten indifferenten Banausentums könnte traumatisierend sein. Es kann bitter sein, wenn man selbst Affinitäten zur Lyrik von Rainer Maria Rilke pflegt, mitansehen zu müssen, wie weibliche Pubertierende tütenweise Billigunterwäsche aus dem Primark schleppen oder Jungs kurz vor Besteigen des Busses noch schnell zwei Mc Rib verdrücken.

 

Bei besonders sensiblen Vertretern der Spezies LehrerIn kann dies zu Burn-Out führen und wird dann anschließend mit dem lebenslangen Verbringen der Frühverrentung in einem Wohnmobil nebst Ehegatten in Südfrankreich bestraft.

 

Auf der Rückfahrt wird geschlafen. Wenn die Jungs geschickt wären, so würden sie sich neben den Mädels platzieren. Irgendwann fallen deren müde Häupter auf ihre Schultern. Eine bessere Möglichkeit zur Kontaktaufnahme gibt es vielleicht erst wieder auf dem Abschlussball.

 

Busfahren ist geil!

Allen Menschen, die einmal wegen „unangepasster Geschwindigkeit“ den Führerschein abgeben mussten, kann man nur den Tipp geben, niemals mit mehr als 25 km/h außerhalb geschlossener Ortschaften zu fahren. Die Folgen können lebensverändernd sein. Zum einen muss man sich für einen kompletten Monat auf Fahrradwegen mit militanten Fahrern von Liegerädern auseinandersetzen, zum anderen ist es dem eigenen Selbstbewusstsein nicht unbedingt förderlich, wenn jedes klapprige Studentenrad inklusive Fahrerin mit unglaublicher Leichtigkeit in gefühlter Schallgeschwindigkeit an einem vorbeisaust.

 

Das mit Abstand schlimmste sind jedoch für Menschen mit Benzin im Blut die Busfahrten, in denen man sich mit dem gemeinen Volk zusammen in einem nicht nach Klassen getrennten Sammelbeförderungsmittel in die Stadt fahren lassen muss. Auch wenn Busfahrten in der Regel nicht länger als 30 Minuten dauern, so können sie zu den einschneidenden Erlebnissen im Leben eines normalen Angehörigen der Mittelschicht gehören.

 

Dass der Bus alle gefühlten 10 Sekunden nach dem Hochschalten in den zweiten Gang wieder abrupt abbremst, um weitere Fußkranke einzuladen-geschenkt! Angesichts der viel zu engen Sitze ist es allerdings nicht ganz unproblematisch, den Körperausdünstungen der übrigen Mitstreiter aus dem Wege zu gehen. Eine bizarre Mischung aus Knoblauch, Zigaretten und Schweiß trägt nicht unbedingt dazu bei, auf das „ökologischste aller Verkehrsmittel“ umzusteigen. Einen wirklich vernünftigen Grund auf den Bus umzusteigen gibt es genauso wenig wie mit der Deutschen Bahn zu fahren.

 

Beim Busfahren ist es besonders erniedrigend, schon beim Einsteigen als einziger einen Fahrschein lösen zu müssen. Der Rest geht, ausgestattet mit Doppelkinder- wagen, Kopfhörern, Alditaschen und Gehhilfen wortlos in den Bus. Semesterticket, HARTZ IV, Ermäßigung wegen Rückens, schwerer Kindheit  sind nur ein kleiner Einblick in die mannigfaltigen Gründe, warum die Verkehrsbetriebe auf keinen grünen Zweig kommen können.

 

Im Bus werden Idiome gesprochen, die man wohl sonst nur auf Hauptschulhöfen in Berlin Wedding hört. Besonders schlimm sind die Nachtbusse, in denen besoffene Teenager glauben, sie seien die einzigen lebendigen Organismen im Universum und den gesamten Bus zum Sambawagen umfunktionieren.

 

Die Beschäftigungen der Mitreisenden im Bus sind von monotoner Eintönigkeit geprägt. Viele haben Stöpsel im Ohr und schauen gelangweilt aus dem Fester, die meisten anderen tippen unablässig Nachrichten in ihr Handy oder posten über Facebook, an welcher Haltestelle sie sich gerade befinden und wann sie gedenken, den nächsten Toilettenbesuch einzulegen.

 

Rentner echauffieren sich nur zu gern über die gestiegenen Fahrkosten, andere sind bestrebt die drei Kinder in Schach zu halten, was angesichts eines weiteren Schwangerschaftsbäuchleins sowie der Tatsache, dass man zeitgleich noch ein Handy bedient und Zigaretten dreht, ein durchaus ambitioniertes Ziel sein kann.

Wir waren Papst

 

Milliarden Menschen waren geschockt, ja geradezu paralysiert. Es war so, als ob Florian  Silbereisen als Moderator oder Pofalla als Generalsekretär der CDU hingeschmissen hätten. Nur Steinbrücks endgültiger Verzicht aufs Kanzleramt hätte noch stärkere Emotionen auf Seiten der schon genug gepeinigten deutschen Volksszene hervorgerufen.

 

Im Jahre 2005 hieß es noch: Wir sind Papst! Kaum acht Jahre später liegt der Katho-lizismus in Trümmern. Bis in zwei Wochen wieder weißer Rauch im Vatikan aufsteigt müssen wir nun die Scherben aufräumen, die Benedikt gerade zerbrochen hat. Was macht der Papst im Ruhestand?

Wird er inkognito zum Christopher Street Day gehen, beim Rammstein Konzert als Headbanger vor der Bühne stehen oder vielleicht bei Opus Dei einsteigen? Wird er als einfaches CDU-Mitglied die Union zukunftsfähig machen und die Adoptions-möglichkeiten schwuler Lebenspartnerschaften im Rahmen einer Task Force ausloten? Generell ist er auf dem Arbeitsmarkt in seinem Alter eher schwer vermittelbar, vielfältiger gut gemeinter Wiedereingliederungs-maßnahmen der Agentur für Arbeit zum Trotz.

 

Wer könnte als Nachfolger für Benedetto in Frage kommen? Mit Lothar Matthäus und Silvio Berlusconi könnte es schwierig werden wegen ihres relativ großen Hangs zum anderen Geschlecht. Berlusconi hätte auch wenig Zeit, schließlich will die 50 Jahre jüngere Verlobte „versorgt“ sein. Bei Angela Merkel passt die Konfession nicht wirklich, außerdem hat sie mit der FDP genug am Hals und wie ein Mann sieht sie nun wirklich nicht aus. Obwohl...

 

Christian Wulff hätte wohl Zeit, allerdings ist er zweimal geschieden und ob ihm das Gehalt reicht um Bettinas Unterhalt zu finanzieren ist mehr als ungewiss. Außerdem kommt er zu locker und beschwingt rüber. Mit launigen Neujahrsansprachen, umringt von Behinderten, Migranten und sonstigen Benachteiligten im Schloss Bellevue wäre es dann auch vorbei. Papst sein bedeutet auch auf einem zugigen Balkon stehen und sich ständig zu entschuldigen für Kreuzzüge, Hexenver-brennungen und Kinderschänder. Mit Maschmeyer und Ferres in irgendwelchen Pools auf Ibiza nackt baden ist da eher weniger angesagt. Als Papst geht nur Castel Gandolfo als Urlaubsziel und ganz ohne Frauen wird auch das für spröde Niedersachsen mit Wohnsitz Burgwedel irgendwann eher langweilig. Auch Alt-Minister Schavan und Röttgen hätten nichts gegen ein neues Jobangebot. Von der Bezahlung weiß man wenig. Ok, Kost und Logis sowie Klamotten werden gestellt, aber sonst?

 

Insgesamt hat die katholische Kirche in Deutschland jedoch abgewirtschaftet. Facebookipads und Piratenpartei kommen halt wesentlich cooler rüber als Diskussionen über Vergewaltigungspillen danach, Zölibat und Frauenpriestertum. Viele Leute finden die anderen Religionen heute eh viel chilliger. Hölle und Fegefeuer sind im Buddhismus komplett gestrichen. Sex mit vielen Frauen ist erlaubt und zur Beichte gehen, wenn man der Nachbarin aus Versehen auf den Hintern geschaut hat, ist da auch nicht nötig.

 

Ganz ehrlich! Wenn man die Wahl hat zwischen Höllenfeuer und 77 Jungfrauen, dann ist doch klar, dass man lieber zum Islam konvertiert und bereitwillig den Selbstauslöser betätigt bei den Verlockungen im Jenseits als auf Knien durch den Kreuzgang der Karthäuserklöster zu robben.

Ganz anders bei den Protestanten, bei denen man sich betont fortschrittlich gibt seit vielen Jahren. Man ist für Schwulenehe, natürlich gegen rechts, findet den Klimawandel scheiße, will 80% Frauen in DAX-Konzernen, mag keine Kriegseinsätze und fordert Abitur für alle. Man tanzt auf den Kirchentagen für den Weltfrieden, backt Kuchen für Marginalisierte in Usbekistan und trinkt natürlich fair gehandelten Kaffee für 3,50 Euro, handgeerntet von einarmigen unterjochten Bäuerinnen aus Nicaracua. Margot Käsmann, bitte übernehmen!

Der ganz normale Wahnsinn

 

Ein Blick ins vorweihnachtlich geschmückte Lehrerzimmer, irgendwo in Deutschland:

 

Überall hektisches Treiben: Referendare planen die letzten Unterrichtsbesuche. Nichts bleibt mehr an seinem Platz. Das von Erich Kästner vielbeschworene „fliegende Klassenzimmer“ ist längst Realität geworden: Sozialformwechsel,Fishbowl, Kugellager, Schleichdiktat, Gruppentische, Stationen Lernen usw. Wer eine 1,0 haben will sollte alles tun, aber im Unterricht bloß nicht in Erscheinung treten als Person. Dies könnte als Selbstdarstellung betrachtet werden, schließlich steuern die aufgeklärten Schüler von heute ihren Unterricht selbst und lassen sich in ihrem Entdeckerehrgeiz nicht von nervigen Pädagogen stören. Laminiergeräte glühen bis der Arzt kommt. Es wird ein Aktionismus betrieben als ob der Kasernenkommandant höchstpersönlich die Stube kontrollieren würde.

 

Wandplakate müssen noch präpariert werden für den ultimativen didaktisch-metho-dischen Showdown, die Placemats im Original harren des Einsatzes und können nicht erwarten, 30x fach vervielfältigt zu werden und mit Feuereifer unters Schülerinnen- und Schülervolk gebracht zu werden.

 

Betriebsamkeit in jedem Winkel des Lehrerzimmers: Kolleginnen mittleren Alters stecken mit bedeutungsschwangerer Mine die Köpfe zusammen und planen die letzten Projekte des auslaufenden Schuljahres: „Sag mal, Ute, wir haben schon zwei Wochen nichts mehr gegen den Klimawandel gemacht! Wie wäre es mit angstfreiem Makramee in Klasse 7?

 

Ernährungsprophylaxe für Übergewichtige mit Menstruationshintergrund, Trommel-workshops gegen archaische Beschneidungsrituale im Südkongo, Kuchenbacken für sozial benachteiligte Familien, die sich nun schon zu zweit ein Smartphone teilen müssen, Lichterkette der 10er Klassen gegen die Ausgrenzung von AIDS-Kranken, Sponsorenlauf für die Frauenhäuser im Kreis sowie Konzerte der Unterstufe gegen Lebensbedingungen der Näherinnen im fernen Bangladesh. Ungläubiges Staunen auf Seiten der männlichen Kollegen beherrscht die Szenerie.

 

Das Lehrerzimmer ist mittlerweile ein testosteronfreier Raum. Die wenigen übrig-gebliebenen Kollegen lassen mit Langmut die Tiraden der Gleichstellungsbe-auftragten über sich ergehen. Desillusionierte 68er, die ehemals die Welt verändern wollten, mit brauner Aktentasche und grauen Bärten. Missionarischer Eifer und Sendungsbe-wusstsein sind nüchternem Pragmatismus gewichen. Peinliche Flirts mit 30 Jahre jüngeren Kolleginnen, flüchtige Blicke auf die verlängerten Rücken der hübsch gestylten Schulsekretärinnen; mehr ist von dieser fortbildungsresistenten Brut nicht mehr zu erwarten. Echauffieren tut man sich hier nur noch, wenn sich die Abfahrtermine der Fähren kurzfristig ändern, die die ergrauten und mit Reclamheften und Jack Wolfskin Jacken ausgestatteten Lehrerehepaare in den langersehnten Urlaub im Süden bringen sollen.

 

Plötzlich kommt der Sozialarbeiter hineingebirkenstockt. Antiatomkraftbutton am Revers, Bescheidwissermine und einem herzhaften Biss ins Körnerbrötchen aus ökologisch-nachhaltiger Biokost. Er ist chronisch unterbezahlt, schließlich ist er in Personalunion Ergotherapeut, Streetworker, Lehrer, Beichtvater, Anti-Gewalttrainer, Personal Coach, Drogenberater, Elternbuddy, Migrationsbeauftragter etc..

 

Konnte er im Studium noch tagtäglich gegen irgendwelche Diskriminierungen demonstrieren, so ist er nun selbst Zielscheibe bitterer Häme und Ironie und marginalisiert im Club der übrigen Gescheiterten. „Guck mal, da kommt der Sozpäd“ oder „Bei der nächsten Wiedergeburt kommt der Laberkopp als Frau zur Welt!“ sind noch die harmlosesten Verbalinjurien, die er mit gestellter Indifferenz über sich ergehen lassen muss. Auch er ist mittlerweile im Vorhof der Hölle angekommen, vom anfänglichen Idealismus und "Ich will die Welt retten"-Parolen schon lange meilenweit entfernt.

 

Irgendwo anders im Lehrerzimmer sinnieren die jungen Kolleginnen lautstark über die Vorzüge des Stillens, des Babyschwimmens sowie die Vor-und Nachteile des sinnvollen pädagogischen Einsatzes der Pekip-Gruppe. Sie wissen schon vor dem Kaiserschnitt Bescheid. Zuhause stapeln sich in den IKEA Regalen der spätge-bärenden Akademikerinnen die Erziehungsratgeber aus dem Maria Montessori Verlag; man will gerüstet sein für die Elternzeit.

Mittendrin die Schulleitung, die gleichzeitig belagert wird von Kollegen, die aus Ver-sehen die Arzttermine wieder auf den nächsten Konferenztermin gelegt haben, beim Tag der offenen Tür schon ein Wellness Weekend gebucht haben oder bei denen die zweite Vertretungsstunde innerhalb einer Woche zu Traumatisierungen führt, die selbst ganze Nachkriegsgenerationen verstummen lässt. Es ist schon ein schwieriger Job, mit soviel Gestrandeten umzugehen und ihre vielen Neuröschen zu pflegen. Wer dies freiwillig tut muss schon eine schlechte Beziehung führen, um dem Ehejoch durch ständige Absenz zu entfliehen. Merke: Diejenigen, die Burn-out bekommen, haben zumeist nie richtig gebrannt! 

Klassentreffen

 

Klassentreffen sind etwas Großartiges. Gäbe es sie nicht, so müssten sie erfunden werden. Die üblichen Fragen „Was ziehe ich an? Welche Schuhe passen zu welchem Hemd?“ lassen einen schon Wochen vorher zu Antidepressiva und sonstigen Psycho-pharmaka greifen. Die Zurechtlegung des avisierten Schlachtplans schwankt im Vorfeld zwischen „schon vorher Mut ansaufen“ und „zur Schau gestellte Lässigkeit“ markieren.

Schon die vielen Vortreffen zwecks minutiöser Vorbereitung erinnern an Selbsthilfe-gruppen traumatisierter Schulneurotiker und haben den Charakter von Methadon-programmen für nicht erwachsen werden wollende Ewiggestrige. Wenn man selbst 7 mal dabei war weiß man, wovon man spricht.
Ganz wichtig beim eigentlichen Treffen ist frühes Erscheinen. So kann man sich ab 18 Uhr Mut antrinken für die wichtigen Gespräche später und es macht wesentlich mehr Spaß, in einer Gruppe von mehreren ergrauten Herren die Konterfeis der nach und nach ankommenden Personen den richtigen Körpern zuzuordnen. Interessant auch die sich ständig wandelnde Themenpalette der alle paar Jahre stattfindenden Treffen. War das 5-jährige Abitreffen noch ein Jahrmarkt der Eitelkeiten mit „auf die Sahne hauen“ bis der Arzt kommt, so stehen spätestens beim 25-jährigen erste Prostatauntersuchungen, Scheidungskriege sowie unbezahlbare Reitstunden der pubertierenden Töchter auf der Agenda. 
Ehemalige Mitschüler, die in Klasse 12 noch das Hohelied auf den Sozialismus sangen und ihre pseudointellektuelle Nase in die Werke von Böll und Grass steckten kommen plötzlich mit der S-Klasse (Head-up Display sowie Lane Assistant inklusive) daher und scheinen mittlerweile auch die Vorzüge italienischer Rotweine aus dem Piemont zu goutieren. Einst verhasste Mitschüler mit 1,0 Abi hingegen haben häufig mehr Brüche in der Biographie als Dieter Bohlen Falten im Gesicht und sind froh, dass sie die 30 Euro Startgeld überhaupt berappen können. 
Lehrer machen sich rar auf solchen Jahrmärkten der Eitelkeiten. Oft verlassen sie wie geprügelte Hunde die Veranstaltung spätestens nach der obligatorischen Nahrungs-aufnahme. Haben sie sich doch schon bis dahin mindestens 5 mal von Leuten mit gefühlten vier Ehrenrunden anhören müssen, dass 150000 Jahresbrutto ein Witz sind für 80 Stunden-Wochen in der Beraterbrache und die Häuserpreise auf Ibiza mittlerweile unverschämt hoch sind. 
Viele Freunde erzählen von Mädels, die noch zur Schulzeit den Hormonhaushalt der gesamten Jahrgangsstufe durcheinander wirbelten und von erwartungsfrohen Mitschülern von einer Party zur nächsten durch die dunkle Nacht kutschiert wurden. Später erinnern sie an moppelige Gauguin Frauen, bei deren Anblick man sich fragt, wie man damals Monate damit verbracht hat, die richtige Strategie zu finden, um die Herzallerliebste aus den Klauen des drei Jahre älteren Nebenbuhlers mit Auto zu befreien und von den eigenen-zugegeben spärlichen-Vorzügen zu überzeugen.  
Im Halbdunkel spärlicher Beleuchtung wird wie bei Bundeswehrtreffen die gute alte Zeit beschworen, die oft genug Mist war, und der obligatorische Wahnsinn geht in die nächste Runde-zumindest aber bis zum nächsten Morgen. 

 

 

All in auf Malle

Es gibt einige Dinge, um die man wohl als Vertreter der ehemaligen Babyboomer nicht mehr herumkommt heutzutage und die man in diesem Leben irgendwann abhaken muss, um in die ewigen Jagdgründe eingehen zu dürfen. Mit Sicherheit gehört ein Marathon ebenso dazu wie der nervige Jakobsweg oder alternativ ein Bungeesprung irgendwo in Neuseeland. Man müsste diese unvollständige Liste eigentlich noch erweitern um ein obligatorisches Männerwochenende auf Mallorca.

 

Schon am Flughafen beim ersten Treffen begegnet einem das Panoptikum des Grauens. Zu Adipositas neigende Anfang Vierziger mit ergrauten Seitenspoilern, die dem Joch der vermeintlich trauten Zweisamkeit und dem Idyll rheinischer Reihenmittelhaussied-lungen entfliehen wollen, um einmal All-in zu erleben.

 

Schon das Zusammentreffen am Flughafen wird zum Lackmustest für die erforderliche Trinkfestigkeit der Kombattanten. Wer glaubt, sich mit billigen Ausreden aus der ersten Runde herausreden zu müssen muss gleich zu Beginn mit Kübeln Häme und Spott rechnen.

 

Kaum am Hotel angekommen zu nachtschlafener Zeit werden die ersten Cocktailrunden geordert; niemand der mittlerweile arrivierten Mittelschichtler möchte auch nur einen Euro verschenken und sich nachsagen lassen müssen, im entscheidenden Moment geschwächelt zu haben.

 

Neulinge haben es in der Männerrunde seit jeher einfach. Wer nicht allzu viel rumzickt wird in Ruhe gelassen. Die Agenda der Männerthemen ist überall dieselbe, lediglich die Hierarchie und die zeitliche Abfolge ändern sich marginal. Manchmal sind es die Rundungen des weiblichen Dienstpersonals, dann wiederum die Newtonmeterangaben des neuen BMW M5 oder die Aufstellung der Viererkette des bevorzugten Vereins vom kommenden Spieltag. Wie in einem ewig gleichen Kreislauf drehen sich synaptische Verschaltungen des mechanisch anmutenden Männerhirns um den Dreiklang Frauen, Autos und Fußball.

 

Gespräche in der Männerrunde sind nichts für politisch-korrekt weichgespülte Vertreter der Toleranzfraktion, noch weniger ein Biotop für lactovegan veranlagte Umweltakti-visten. Frauen- und Diskriminierungsbeauftragte würden angesichts der unflätigen Tiraden wohl den Menschengerichtshof in Den Haag anrufen oder wahlweise mit den Vertretern der evangelischen Kirche im Sternmarsch zum Kanzleramt marschieren; tief betroffen versteht sich.

 

Andersartigkeit oder leichtes Abweichen von einer imaginären Norm wird sofort mit Unverständnis belegt. Wer ernsthaft glaubt, seine Mitstreiter mit Schlagermusik malträ-tieren zu müssen, Kopfschmerzen vorzutäuschen bei der nächsten Cocktailorder oder gar Partei für irgendwelche Minderheiten ergreift wird wahlweise mit kollektiver Nichtbeachtung bestraft oder muss Kaskaden diffamierender Äußerungen über sich ergehen lassen.

 

Infantiles Imponiergehabe wie nächtliches Umrunden der Poolanlage unter Alkohol-einfluss mit Stoppuhr, Tischtennisexzesse unter praller Sonne oder textilfreies Baden gegen Mitternacht im kalten Mittelmeer; dem archaischen männlichen Spieltrieb sind auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten keinerlei Grenzen gesetzt. Früh morgendliches Anstimmen tumber Fußballsongs gehört ebenso zum Standardrepertoire der Pauschaltouristen wie das laute Abspielen der Musik am Pool als Insignium neokolonialer Überheblichkeit deutscher Prägung.

 

Zu den obligatorischen Fütterungszeiten versammelt sich die All in-Truppe der durch Sonnenbrand und Alkoholabusus waidwund geschossenen Jagdgemeinde in der Hotelkantine, um sich an der Palette meditteraner Köstlichkeiten zu degustieren. Die Nahrungsaufnahme geht in der Regel reibungslos vonstatten. Keine hastig zusammen-gerechneten Weight watchers Punkte, keine Maßregelungen, doch endlich mehr Gemüse und Obst zu essen oder den Fleischkonsum zu reduzieren. Das Essritual erfolgt nach archaischen, frauenfreien Mustern. Da solche Runden in der Regel weitgehend lehrerfrei bleiben ist auch der nervige Weinkonsum überschaubar. Bier ist und bleibt das Getränk echter Kerle. Gut, dass es die Männerrunde gibt. Eigentlich fehlen nur die Frauen.