Es lebe der Sport

Salsa Kurs im Alter

In einer Unterhaltung unter Männern wies man mich einmal darauf hin, dass nichts auf der Welt mehr Erfolg bei Frauen verspreche als die hohe Kunst des Salsatanzens. Als ich vor kurzem nebst Partnerin an einem lokalen Tanztempel lässig vorbeischlenderte erinnerte ich mich kurz der untauglichen Versuche zwecks Überwindung eines temporären, längst vergangenen Singlestatus.

Wie war das noch...

Erwartungsschwanger schlägt man etwa 15 Minuten vor Unterrichtsbeginn in den sexuell aufgeladenen Räumlichkeiten der Salsa-Hölle auf, um sowohl die potentiell heißen Tanzpartnerinnen sowie mögliche männliche Konkurrenten vorab in Augenschein zu nehmen, um dann ad hoc-Strategien für ein erfolgreiches Balzgebahren zu entwickeln. Als adipöser Mitvierziger bei einem coolen Getränk etwa 20 Jahre jüngere Bräute abzu-schleppen mag als ambitionierter Schlachtplan erscheinen, aber schon vorher die Segel zu streichen und irgendwelchen studentischen Hipstern oder bärtigen Computernerds freiwillig das Feld zu überlassen kann auch keine Strategie sein für einen Menschen mit gesundem Selbstbewusstsein und ausgeprägter Brustbehaarung.

 

Leider tritt schneller als man denkt Ernüchterung ein. Die einem bei Anmeldung verspro-chenen Singles, wegen derer man die schlappen 100 Euro auf das Konto des verboten gut aussehenden brasilianisch anmutenden Tanzlehrers überwiesen hat zwecks Unterweisung in die ultimativ erfolgreiche Anbaggerstrategie, entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als überschminkte Angestellte des Finanzamtes, junge Ehepaare, denen man ihre unverschämt gute Laune schon beim Eintreten in die Arena anmerkt sowie übergewichtige Mauerblümchen mit Buchhändlerinnencharme.

 

Die einzigen Singlefrauen mit Ausstrahlung kommen natürlich zu zweit, so dass das Separieren eines möglichen Opfers von der Restgruppe schon von vornherein als quasi aussichtsloses Unterfangen erscheint. Diese platzieren sich ebenfalls am Tresen, um muskulös gebaute Endzwanziger zu taxieren und sich gleich zu einem Drink einladen zu lassen. Diese Typen lassen jedoch auf sich warten, schließlich benötigt dieser Typ Mann keinen teuren Salsakurse zur Kontaktaufnahme, sondern seine reine physische Präsenz in irgendeinem hippen „Nahkampfschuppen“ reicht aus, um die folgende Nacht nicht allein verbringen zu müssen.

 

Die Gespräche beim Tanzen mit einer wesentlich jüngeren Tanzpartnerin, die die niederen Beweggründe ihres Gegenübers relativ schnell bemerkt zu haben scheint, sind ebenso vergnügungssteuerpflichtig wie die Unterhaltungen über die Wetterkapriolen beim Stammfriseur mit dem gepiercten Hauspersonal. Besonders unangenehm wird es dann, wenn nicht nur die Unterhaltung scheitert, sondern man der jungen Dame dann auch noch ständig auf die Füße tritt und man nicht in der Lage ist, auch nur die einfachsten Schritt-folgen des aus purem Sex bestehenden Biobrasilianers nachzutanzen. Dessen Körper scheint bei den leichtesten Salsaklängen in eine Art ekstatische Verzückung zu geraten, die den gemeinen Sauerländer ratlos in die lang herbeigesehnte Pause entlässt.

 

Das schlimmste ist nicht die eigene Imperfektion angesichts der spielerischen Leichtigkeit, mit der dieser Tanzlehrer die versammelten Frauenherzen höher schlägen lässt, sondern die Tatsache, dass man sich nach der ersten Pause plötzlich allein auf der Tanzfläche wieder-findet, da die Partnerin nun mit dem im Holzfällerhemd eher uncool daherkommenden Partner der Freundin tanzt. Auf meine Frage, warum man gewechselt habe, wird einem eröffnet, dass Kati noch einmal die Schrittfolge einstudieren wolle, da Achim das „echt draufhabe.“ So so, Achim hat es also drauf.

 

Wenn einem dieser Waldschrat irgendwo aus dem westlichen Münsterland im Karohemd mitsamt Schnäuzer schon die einzig verbliebene einigermaßen ansehnliche Tanzpartnerin ausspannt, dann ist es Zeit zu gehen. Um 100 Euro ärmer, aber wieder eine ernüchternde Erfahrung reicher zahlt man dann noch 6 Euro fürs Parkhaus und meldet sich noch vor Mitternacht bei Parship an.

Von Lehrern und Schülern

Wer meint, mit über 40 noch einmal das Rad der Zeit zurückdrehen und seine Eitelkeiten befriedigen zu müssen, um die eigene Profilneurose zu pflegen, der muss sich nicht wundern, wenn er ab und an mal auf die – zugegebenermaßen große - Schnauze fällt.

 

Anfang des Jahres hat sich der Verfasser dieser Zeilen bei einer überregional bekannten Segelschule in Münster angemeldet. Voller Selbstbewusstsein und mit großem Elan verschreibt man sich einem Kompaktkurs, der einem die halben Osterferien „versaut“ ob der anberaumten Trainingszeiten von 10 bis 17 Uhr. Man ist dort mit Pärchen, Studenten, anderen senilen Herren und sonstigen Vertretern des Münsteraner Bürgertums unter sich. Bei erstem Betrachten der „Mitkonkurrenten“ glaubt man, den Rest der Truppe angesichts der eigenen Sportlichkeit in Grund und Boden zu segeln, wird jedoch schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeführt.

Allein das Bereitmachen des Bootes in der richtigen Reihenfolge verlangt mehr hand-werkliches Geschick als eine Meisterprüfung für Feinmechaniker sowie mehr logistische Begabung als die Planung eines 5-Gänge Menüs für den Staatsakt beim G7-Treffen.

 

Luv und Lee auseinanderzuhalten ist im Grunde unmöglich, auch die Vorfahrtregeln beim Segeln sind schlimmer als die Algorhythmen bei Google oder das komplette Lesen eines der Werke von Günter Grass. Das Ablegen vom Steg endet zumeist mit einem von 300 Gästen des A2 auf der Terrasse beobachteten Fiasko und auch dass Anlegen gleicht dem Einparkversuch eines Leopard 2 in einem Carport einer Münsteraner Neubausiedlung.

 

Wenn man beim ersten Segelwochenende kentert und mit einem Motorboot die halbe Segelschule ausrücken muss, um die segelunkundigen Trottel mitten aus dem Aasee zu bergen, dann ist dies dem männlichen Ego nicht unbedingt besonders förderlich. Wahr-scheinlich ist das Bildnis der eigenen Unfähigkeit schon eine Million Mal auf Facebook geteilt worden, schließlich werden die Gekenterten von unzähligen Schaulustigen umge-hend mit der Handykamera für die neugierige Nachwelt filmisch verewigt.

 

Es ist ebenfalls nicht besonders schön, die Knoten, deren Anfertigung man während des Unterrichts schon nicht verstanden hat, mit Gardinenstange und im Baumarkt erwor-benem Tauwerk  auf Youtube gefühlte 19x anzusehen und zuhause nachzumachen, um dann doch wieder alles falsch zu machen. Wenn einem dann noch 14-jährige Schüler zeigen müssen, wie man denn nun die Segel zu setzen hat, dann bekommt man auf einmal großes Verständnis für all jene, die lieber im benachbarten Biergarten fünf „Halbe“ trinken statt sich derart der Lächerlichkeit preiszugeben.

 

Die eigentliche Prüfung ist schlimmer als ein Staatsexamen. Als arrivierter Mittelschichtler sich einen Faux Pas nach dem anderen zu erlauben, mit Ach und Krach das „Durchsegeln“ zu verhindern und letztlich mit dem Zertifikat wie ein geprügelter Hund die Heimfahrt anzutreten ist ähnlich schlimm wie beim Spicken erwischt zu werden.

Liebe Schüler, ich weiß nun wieder wie es sich anfühlt, wenn man „nichts auf die Kette kriegt.“  

Wenn der Baum brennt!

Der größte Weihnachtsbaum der Welt steht in Dortmund, sagt man. Wenn man bisher noch nicht darauf gekommen ist, dass der Baum in Dortmund auch richtig brennt, dann spätestens jetzt nach der 0:2 Niederlage gegen die biederen Hessen der Frankfurter Eintracht am Wochenende. Schon wieder vergeigt, Tabellenletzter, Reus vor dem Abflug, der unrasierte „Pöhler“ im Schweigemodus und die Verletztenkartei immer noch länger als die Liste der Exen von Lothar Matthäus.

 

Was tun in einem solchen Fall? Trainer feuern werden wir wohl nicht erleben. Eher wird der Papst beim Christopher Street Day kostenlos Kondome verteilen und Homopaare mit adoptierten Kindern aus holländischen Samenbanken segnen als dass sie dem Zweifach-meister von 2011 und 2012 den Stuhl vor die Signal Iduna Arena setzen.

 

Wer den Dortmunder Ballkünstlern bei ihrer Arbeit zusieht, der kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Wettmafia um Schiri Hoyzer wieder am Werke ist und die ganze gelb-schwarze Belegschaft dort auf dem Gehaltszettel steht.

 

Malochen im Ruhrpott war gestern! Der smarte Frauenschwarm Mats Hummels wäre zurzeit besser bei der nächsten Bachelorfolge aufgehoben als auf dem Bolzplatz und Neuzugang Matthias Ginther leistet sich in der Innenverteidigung mehr Böcke als Ursula von der Leyen bei der Umstrukturierung der Bundeswehr.

 

Den polyglotten, feingliedrigen und intellektuellen Armenier Mikhytaryan  stellt man sich eher beim Schachduell mit Garry Kasparow oder beim Literarischen Quartett mit Hellmuth Karasek vor als grätschend und spuckend vor der Südtribüne bei gefühlten 0 Grad Außentemperatur. Selbst die eingefleischten Fans drehen mittlerweile schon am Rad. Normalerweise trägt Angela Merkel eher Minirock als dass die BVB-Anhänger auf die Barrikaden gehen.

 

Noch eisiger als auf dem Platz ist im Moment die Stimmung zwischen den Vereinsoberen der beiden Branchenführer Dortmund und München.

Hatte man im Kalten Krieg bei Breschnew und Reagan schon manchmal das Gefühl, dass die beiden dem anderen liebend gern einen (Atom-) Pilz in deren jeweiliges Territorium gesetzt hätten, so war das damals nur ein pubertäres Imponiergehabe alternder Politi-

kernomenklaturen im Gegensatz zur Dauerfehde der Erzrivalen.

Beide sind beim anderen Verein ungefähr so beliebt wie ein Flüchtlingsheim in München Grünwald oder Claudia Roth bei einem Gastauftritt beim Parteitag der AfD. Dabei stellen sie sich zickiger als Frauen im Dschungelcamp an. Wie wäre es mit Damencatchen im Schlamm?

 

König Fußball regiert die Welt



Nach Ende der EM zieht Normalität ein in deutsche Wohnzimmer. Wo sonst mit den Kumpels allabendlich zwei Kisten Bier verhaftet wurden und der Weber-Grill keine Ruhepause kannte, da ist nun auf dem Sofa wieder traute Zweisamkeit angesagt und das große eheliche Schweigen bestimmt den Feierabend. Vorbei die Zeiten, als man in kurzen Abständen zum Kühlschrank ging und die Herzallerliebste getrost ins Bügel-zimmer verbannen konnte.

 

Glücklicherweise musste Angela Merkel nun nicht mehr die Frage beantworten, ob sie beim Finale neben dem Menschenschlächter Janukowitsch sitzen musste. Ist auch wesentlich sinnvoller, unsere hart erarbeitete Kohle in Brüssel in den Allerwertesten der Südländer zu schieben, die von zehn bis fünf Siesta machen und bei vino rosso und Mascarpone die Boulekugeln um die Wette werfen. Schon schlimm genug, dass Mario Monti der ostdeutschen Physikerin noch mehr Kohle aus dem Hosenanzug geleiert hat; zu allem Überfluss mussten wir uns auch schon wieder von den Pizzabäckern auf dem Platz rasieren lassen. Vorbei die Zeiten, als die Azzurri hinten dicht machten und nörd-lich der Alpen reaktionäre Witze erzählt wurden:

„Was ist der Unterschied zwischen einem deutschen und einem italienischen Panzer?

Der deutsche Panzer hat vier Vorwärtsgänge und einen Rückwärtsgang....

 

Wenigstens haben wir eine wichtige Wertung gewonnnen. Die schönsten Fussballer kommen aus dem Land, das ansonsten eher für Blutgrätschen und Rumpelfussball bekannt war. Mats Hummels und Du hast die Haare schön Mario Gomez könnten auch gemeinsam mit Victoria Beckham in die Kameras lächeln. Lediglich übertroffen von unseren Spielerfrauen. Ein Kameraschwenk auf die Tribüne reicht. Blonde Mädels Anfang 20 mit schicken Louis Vuitton Täschchen und Beinen bis zum Hals, die uns glaubwürdig erzählen, dass sie natürlich eine eigene Persönlichkeit haben, den Auserwählten schon seit der B-Jugend kennen und am liebsten 15 Stunden pro Tag hinterm Fleischtresen eines Billigdiscounters stehen würden, wenn der Angetraute nicht zufällig 80000 netto vierwöchentlich sein eigen nennen würde. Wir haben Mitleid mit den Damen, die keinen Schritt unbemerkt in der Öffentlichkeit tun können und angesichts von maximal 20 Trainingsstunden wöchentlich den Ehegatten ständig auf der Bude liegen haben.

Schlechter geht es eigentlich nur den Schleckerfrauen, die jetzt zu Kitaangestellten zwangsumgeschult werden sollten. Was ist das Schicksal einer alleinerziehenden arbeitslosen Schleckerfrau, die ihr Dasein in künstlich beleuchteten Ladenlokalen mit dem Charme einer Gesamtschullobby fristen muss gegen die Neuröschen unserer verhätschelten Wohlstandsmäuschen?

 

Nicht nur im Amore machen, sondern auch beim Fussball sind uns die Mannen des ehemaligen Ministerpräsidenten Don Copulazione um eine ganze Manneslänge voraus.

Im EM-Halbfinale sangen die Italiener schon vor Spielbeginn lauter als so mancher Junggesellenabschied auf der Reeperbahn. Die deutschen Migrationskicker hingegen standen Kaugummi kauend und etwas genervt mit der Leidenschaft einer Sicherheits-bediensteten bei der Taschenkontrolle im Kanzleramt daneben und lauschten andächtig der unbekannten deutschen Hymne.

 

Italien-Spanien im Finale. Das geschah uns recht. Auf der einen Seite 40 Prozent Jugendalo, Bankenkrise und milliardenfach verschuldete Fussballvereine. Auf der anderen Seite Wettskandale, Fussballproll Balotelli und Schwulenfeind Cassano. Spanische Vereine zahlen trotz mehr Schulden als Gunther Gabriel und Mike Tyson zusammen keine Steuern an den Staat. Die besten Sportler in jedem Bereich, vorbild-liche Jugendcamps, Grand Slam Gewinner, gepflegte Plätze allenthalben. Was man mit Mitteln aus EU-Struktufonds alles machen lässt ist schon erstaunlich. Die Deutschen Gelder werden’s schon richten. Wen interessieren da noch ESM und Tilgungsfonds? Bei Facebook heißt das: Daumen hoch! Like it!